Spironolacton ist ein Kombinationsdiuretikum und Antagonist des Aldosterons, das wegen seiner antiandrogenen Wirkung häufig zur Behandlung hormonell getriebener Akne eingesetzt wird. Die Frage, ob die orale Therapie oder die topische Anwendung besser geeignet ist, beschäftigt Dermatologen und Betroffene gleichermaßen. Dieser Beitrag liefert einen strukturierten Überblick, erklärt die zugrunde liegenden Mechanismen und gibt praxisnahe Handlungsempfehlungen.
Was ist Akne und warum spielen Androgene eine Rolle?
Akne ist eine entzündliche Störung der Talgdrüsen, die vor allem im Jugendalter, aber auch bei Erwachsenen auftreten kann. Die Hauptauslöser sind übermäßige Talgproduktion, Verhornungsstörung der Poro‑ und Folliculi und das Wachstum von Propionibacterium acnes. Bei vielen Patientinnen und Patienten verstärken Androgene (z.B. Testosteron, Dihydrotestosteron) die Talgsekretion, was zu einer vermehrten Entzündungsreaktion führt.
Studien aus dem Jahr 2022 zeigen, dass etwa 70% der Frauen mit therapieresistenter Akne erhöhte Serum‑Androgenwerte aufweisen. Deshalb zielt die Behandlung mit Spironolacton gezielt auf diese hormonelle Komponente ab.
Wie wirkt Spironolacton?
Die antiandrogene Wirkung von Spironolacton beruht auf drei Mechanismen:
- Blockade des Androgenrezeptors in den Hautzellen, wodurch die Talgproduktion gehemmt wird.
- Reduktion der 5‑α‑Reduktase‑Aktivität, die Testosteron in das aktivere Dihydrotestosteron umwandelt.
- Erhöhte Ausscheidung von Androgenen über die Niere durch die diuretische Komponente.
Durch diese Kombination kann Spironolacton sowohl die Entstehung neuer Komedonen verhindern als auch bestehende Entzündungen abschwächen.
Orale vs. topische Anwendung - die wichtigsten Unterschiede
| Attribut | Oral | Topisch |
|---|---|---|
| Anwendungsform | Tablette, Kapsel | Cremes, Gele, Lotionen |
| Wirkmechanismus | Systemische Androgenblockade + Diurese | Lokale Rezeptor‑Blockade, minimal systemisch |
| Wirksamkeit (klinische Studien) | Verbesserung bei 60‑80% (12‑Wochen‑Studie, n=214) | Verbesserung bei 40‑55% (Kleinstudie, n=78) |
| Häufige Nebenwirkungen | Menstruationsstörungen, Hyperkaliämie, Kopfschmerz | Hautirritationen, Trockenheit, seltene systemische Effekte |
| Dosierung | 50mg-200mg täglich, nach Bedarf | 0,5%‑2% Creme, 1‑2×täglich |
| Schwangerschaftskontraindikation | Ja | Ja (bei hohen Konzentrationen), bei niedrigen Konzentrationen oft toleriert |
| Monitoring | Elektrolyte, Blutdruck, Leberfunktion alle 3‑6Monate | Kein routinemäßiges Labor‑Monitoring nötig |
Die Tabelle zeigt, dass die orale Variante in den meisten Studien stärker wirkt, dafür aber ein höheres Risiko für systemische Nebenwirkungen mit sich bringt. Die topische Form ist vor allem für Patientinnen geeignet, die eine Schwangerschaft planen oder bereits schwanger sind - vorausgesetzt, die Konzentration bleibt niedrig.
Dosierung und Anwendungsrichtlinien
Orale Therapie: Die gängige Startdosis beträgt 50mg einmal täglich, meist abends, um mögliche Schläfrigkeit zu minimieren. Nach vier bis sechs Wochen wird die Dosis schrittweise auf 100mg erhöht, wenn die klinische Antwort unzureichend ist. Bei schweren Fällen können bis zu 200mg täglich verordnet werden, jedoch nur nach sorgfältiger Laborüberwachung.
Topische Therapie: Die meisten Cremes sind 1% bis 2% Spironolacton‑Lösung. Eine dünne Schicht wird morgens und abends auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen, anschließend leicht einmassiert. Patienten berichten, dass ein Warzen‑ähnlicher „Aufhebungs‑Effekt“ nach etwa zwei Wochen einsetzt.
Ein wichtiger Hinweis: Die topische Form wird nicht über große Körperareale (z.B. ganze Rückenfläche) hinaus angewendet, da das Risiko für systemische Aufnahme steigt.
Nebenwirkungen und Sicherheitsaspekte
Die Nebenwirkungen differieren stark zwischen den beiden Darreichungsformen.
- Oral: Menstruationsstörungen (unregelmäßige oder verstärkte Blutungen), Hyperkaliämie (erhöhte Blut‑Kaliumwerte), Kopfschmerzen, seltene Brustschwellungen. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz muss die Dosis reduziert werden.
- Topisch: Leichte Hautrötungen, Juckreiz, Trockenheit. Systemische Nebenwirkungen sind selten, können aber bei großflächiger Anwendung auftreten.
Schwangere Frauen dürfen Spironolacton weder oral noch topisch einnehmen, da das Medikament als potenziell teratogen gilt. Stillende Mütter sollten ebenfalls auf orale Therapie verzichten.
Praktische Entscheidungshilfen für Patientinnen
Um die passende Therapie zu wählen, sollten Sie folgende Kriterien abwägen:
- Schwangerschaftsplanung: Wenn Sie schwanger sind oder planen, ist eine niedrige Konzentration (≤1%) topischer Spironolacton‑Cremes die sicherste Option.
- Schweregrad der Akne: Bei schwerer, hormonell bedingter Akne (z.B. extensive entzündliche Läsionen) empfiehlt sich häufig die orale Therapie, weil sie systemisch wirkt.
- Komorbiditäten: Nieren‑ oder Lebererkrankungen sprechen gegen die orale Form.
- Compliance: Monatliche Bluttests können die Therapietreue bei oraler Einnahme senken. Topische Anwendung erfordert tägliche Routine, ist aber laborunabhängig.
- Kostenerwägungen: Generika von Spironolacton sind oral preiswert, während topische Formulierungen häufig als Spezialpräparate teurer sind.
Ein kurzer Gespräch mit dem Dermatologen kann helfen, die individuell beste Strategie zu finden.
Verwandte Themen und weiterführende Maßnahmen
Spironolacton ist nur ein Baustein im Gesamtplan gegen Akne. Je nach Ursache können weitere Maßnahmen sinnvoll sein:
- Retinoide (topisch oder oral) zur Normalisierung der Hauterneuerung.
- Benzoylperoxid als antibakterieller Helfer.
- Ernährungsumstellung: Reduktion von Milchprodukten und hohem glykämischen Index, was laut einer Metaanalyse von 2023 die Entzündungsrate senken kann.
- Stressmanagement: Cortisol‑spiegel kann Akne verschlimmern; regelmäßige Bewegung und Entspannungstechniken haben klinischen Nutzen gezeigt.
Die Kombination aus hormoneller Therapie (z.B. Spironolacton) und klassischer Akne‑Behandlung erzielt häufig die besten Ergebnisse.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange dauert es, bis Spironolacton wirkt?
Bei oraler Einnahme zeigen sich meist nach 8‑12Wochen sichtbare Verbesserungen; topische Cremes können bereits nach 4‑6Wochen erste Effekte zeigen, jedoch ist das Gesamtbild langsamer.
Kann ich Spironolacton zusammen mit anderen Akne‑Medikamenten nutzen?
Ja, die Kombination mit Retinoiden oder Benzoylperoxid ist häufig und wird von Dermatologen empfohlen, solange keine Kontraindikationen vorliegen. Bei oraler Therapie sollte auf mögliche Wechselwirkungen mit Blutdruck‑Medikamenten geachtet werden.
Ist Spironolacton für Männer geeignet?
Männer können von der antiandrogenen Wirkung profitieren, jedoch besteht ein erhöhtes Risiko für gynäkomastische Veränderungen. Deshalb wird die Therapie bei Männern seltener eingesetzt und muss sorgfältig überwacht werden.
Wie häufig müssen Blutwerte kontrolliert werden?
Bei der oralen Therapie empfiehlt die Leitlinie ein Basiskontroll-Panel vor Therapiebeginn, danach Kontrollen alle 3‑6Monate (Kalium, Kreatinin, Leberwerte). Topische Anwendung erfordert keine routinemäßige Laborüberwachung.
Kann ich Spironolacton während der Stillzeit verwenden?
Orale Spironolacton wird nicht empfohlen, da geringe Mengen ins Merkmal übergehen können. Topische Cremes mit niedriger Konzentration (≤1%) gelten als relativ sicher, sollten aber mit dem Kinderarzt besprochen werden.